Am 1.9.1968 begann ich meine Ausbildung bei „Deutscher
Herold Versicherung“ in Bonn, aber nicht bei der Hauptverwaltung, sondern in der Bezirksdirektion, seinerzeit am Bonner Markt und Großraum-Büros.
Ich war noch sehr naiv und erfuhr erst später, dass normal der Ausbildungsbeginn im Juli war, aber da fing mein Mitlehrling an, weil sein Vater ein hohes Tier bei der Orga-Abteilung der Hauptverwaltung war, und da ich durch einen angeheirateten Vetter (Cousin), der ebenfalls
in der Orga saß, protegiert worden war, war es das einzige Jahr, wo es zwei Lehrlinge gab, nur: ich war begeistert, der „Kollege“ saß nur seine Zeit ab.
Für mich war alles neu, aber die Kollegen nahmen mich gut auf, es gab noch einen Lehrling im dritten Lehrjahr, auch bei mir im vierten Stock – allgemeine Vers. und ein Lehrmädchen im zweiten Lehrjahr, wie mein Kollege im dritten Stock – Lebensversicherung + Buchhaltung (im
fünften Stock war die Direktion).
Nicht viel später nach meinem Lehrbeginn machte die BD (Bezirksdirektion) einen Betriebsausflug an due Ahr, ich kannte ja noch kaum jemanden, aber jeder Lehrling hatte einen „Paten“, der sich kümmerte, in meinem
Fall der Abteilungsleiter der Sach – HUK-Abteilung. Und die Sekretärin des Bezirksdirektors nahm mich etwas unter „ihre Fittiche“.
Ich kann mich noch erinnern, dass es auch eine Weinprobe mit Schnittchen gab, und ich saß am Kopfende eines langen Tisches, und die „Happen“ landeten immer bei mir – da konnte ich noch „reinhauen“ (viel
essen).
Die Ausbildung dauerte 3 Jahre und schloss mit dem Kaufmanns-Gehilfenbrief der IHK ab.
Es war eine schöne Zeit, weil wir nur ca. 30 Personen im Innendienst und etwa so viele im fest angestellten Außendienst waren, nach der Lehre (ja, das hieß damals so) war ich dann Jungangestellter, und im ersten Lehrjahr
bekam ich 190 DM und gab zu Hause 90 DM ab und zahlte die Bahn-Monatskarte.
In den drei Jahren durchlief ich alle Abteilungen, arbeitete mit der „Nudelmaschine“ (da wurde die Beitragsmarken eines ganzen Jahres mit der Datenkarte (Kleinlebens-Vers.) zusammengeklebt (ein Tesaband, das in
der Mitte keinen Klebstoff hatte, wurde in die „Nudelmaschine“ eingespannt und die beiden Karten „durchgezogen“ und dann aufgeklappt),
ich machte Fotokopie mit einem Nass-Kopierer, also Negativ und Positiv – Entwicklung wie bei einem Bild! In manchen Aktendeckeln gab es noch Lochkarten, unser Arbeitsmittel waren die Karteikarten, nach Sparten und
Nummern sortiert, und bei den Aktendeckeln mit der Korrespondenz hatte jede Sparte ihre Farbe (Feuer = rot, Leitungswasser = blau, Glas = grün, Hausrat = weiß, Unfall = gelb, Privat-Haftpflicht = blaugrün, Kfz =
grau) und es gab einen Vervielfältiger für Rundschreiben, da wurde auf einen speziellen Satz Papier mit der Schreibmaschine getippt, eine Seite war Wachspapier, das wurde dann nach Korrektur (ein Wachsstift) in den Vervielfältiger gesteckt, die Zahl eingestellt, z.B. 200, an der Seite gegen eine Kartusche mit Tinte gedrückt, ein Probeabzug gemacht und wenn
einzelne Stellen ohne Tinte (oder Tusche?) waren, konnte man an der Kartusche drehen, da war eine schräge Linie, und da, wo die Tinte fehlte, musste man den Strich positionieren und dann noch einmal drücken, wenn alles ok war, musste man 200 x die Kurbel drehen, und am Ende
ging die Kurbel ins Leere. Matritzendrucker
Und da ich geschickt war, musste ich oft den „Postminister“ bei Krankheit oder Urlaub vertreten – wir in Bonn hatten noch zwei Orga-Geschäftsstellen unter uns: Koblenz und Siegen, und Freitags musste zu jeder Agentur (a. 259) je ein kleiner, mittlerer und großer Briefumschlag fertig gestellt sein, dafür gab es ein Gerät (beim googlen nichts gefunden) mit einem Stiel und am Ende einen Behälter mit Spiritus,
einer Rolle und einem Schwämmchen? In einem Rahmen waren die Adressen eingespannt – ein Papier, das auf der Unterseite blauviolett war, der entsprechende Briefumschlag wurde mit Spiritus befeuchtet, dann dieser
Rahmen aufgelagt undf mit der Rolle angepresst, und dann
war die Adresse auf den Umschlag kopiert!
Und die Briefumschläge wurden dann entsprechend ihrer Größe und Gewicht mit der Postalia frankiert, die war verplompt und musste von Zeit zu Zeit aufgeladen werden, also mit Geld zur Post, und die schalteten sie dann für den Betrag frei. Man konnte alles frankieren, wenn man also dummer Weise statt 50 Pfg. 5 Pfg. gestempelt hatte,
musste man nur 45 Pfg. darunter stempeln!
Und ich musste Geld bei der Bank schräg gegenüber einzahlen, bei Beträgen über 5.000 DM musste ein Begleiter mit etwas Abstand mitgehen!
Dann kam ich zur Bundeswehr, aber das ist ein anderes Kapitel 😉
Diethelm